Adam Angst: Ein Interview das sich anfühlte wie Freunde treffen

Adam Angst: Ein Interview das sich anfühlte wie Freunde treffen

Als ich am vergangenen Donnerstag (22.11.2018) um 19.30 Uhr aus dem schwarzen Nightliner in den grauen Herbstabend stieg, hatte ich dieses Gefühl.

Ein substanzielles Gespräch mit Freunden, Interviews fühlen sich oft anders an. Meine Gesprächspartner waren Christian Kruse und Roman Hartmann von Adam Angst. Ich durfte mit ihnen ein Gespräch führen, vor dem Adam Angst Auftritt im Musikzentrum Hannover.


Sind eure Erwartungen zur Tour erfüllt?

Christian: Übertroffen, die Leute können auch von der neuen Platte alles mitsingen. Was irre ist für mich weil die Platte erst seit 2 Monaten draußen ist. Es ist echt ungewöhnlich weil die Leute eher die alten Stücke auswendig kennen. Wir wissen auf welche Stücke das Publikum wartet und wo sie textsicher sind. Ich habe nicht erwartet, dass sie so textsicher bei den neuen Sachen sind und dass soviel Leute kommen ist halt auch wirklich krass.

Ich habe das Gefühle, dass dieses Album zur richtigen Zeit kam und die Leute auf diese Texte gewartet haben…

Christian: Das ist schön, dass du das sagst. Es freut einen natürlich wenn es Leute gibt die eine Verbindung dazu herstellen können.

Ich habe das Gefühl wir leben in einer Zeit wo viele gleich denken, es aber nicht aussprechen. Ich denke Neintology könnte einen Teil zur Kommunikation beitragen, wie seht ihr das?

Roman: Vieles spielt sich vorm Rechner ab, die Menschen gehen nicht auf die Straße und reden Miteinander. Wir bekommen das ja in unserem Alltag mit und verarbeiten die Dinge, die nicht richtig laufen und uns wurmen. Wir haben halt dieses Sprachrohr, die Band und möchten das nutzen um manche Dinge grade zu rücken.

Habt ihr eigentlich an Neintology, also an den Texten, zusammen gearbeitet?

Christian: Also, so ein bisschen. Bei uns läuft das so, ich kenne Niemanden der Dinge so genau formulieren kann wie Felix. Und so klar was er damit ausdrücken will. Deswegen ist das echt nicht nötig. Wenn ich eins habe, dann Vertrauen in Felix Texte. Was ich höchstens mache, ich sage ihm wenn ich Bocke auf ein Thema habe. Und mehr mache ich nicht, wenn er Lust drauf hat läuft das schon.

Roman: An Felix, s Songwriting bei den Texten und die ganzen Lyrics da ist es schwer ran zukommen.

Wie sieht es mit dem musikalischen Part aus, seid ihr da mit im Boot?

Christian: Nein Felix macht auch das Musikalische. Auf der ersten Adam Angst hat er alles geschrieben, das war das ja mehr noch sein Soloding. Er hat sich, als alles geschrieben war, Musiker dazu geholt. Und jetzt sind wir halt zu einer richtigen Band zusammen gewachsen. Und machen das halt gemeinsam, hauptsächlich für die Songs verantwortlich ist immer noch er. Jetzt auf Neintolody ist aber auch Stoff dabei von David unserem Gitarristen. Es sind irgendwie ganz starke Rhythmus Ideen die halt Joe unser Schlagzeuger entwickelt hat und wir haben da halt zusammen gearbeitet.

Roman: Im Studio fällt dir halt nochmal ein Part ein, den du mit einbringen kannst.

Was macht ihr sonst so?

Roman: Ich bin Veranstaltungskaufmann in Köln, ich bin in 2 Konzerthallen in Köln als Projektleiter angestellt. Die andere Seite, hinter und vor der Bühne ist halt anders. Ein super spannender Job. Ich bin mega dankbar, dass mir der Betrieb das hier ermöglicht zu machen.

Christian: Und ich bin Musiklehrer für Kindergartenkinder, bin selbstständig und habe einen Vertretungslehrer. Und das habe ich mir aus genau diesem Grunde so ausgesucht, das ich auf Tour gehen kann. Weil ich einfach sagen kann ich bin jetzt weg. Natürlich darf ich das nicht das ganze Jahr.  Aber ich kann sagen ich bin von dann bis dann auf Tour, das ist mein Vertretungslehrer.

Habt ihr denn auch Festivals geplant?

Christian: Also da ist noch nicht viel spruchreif, weil wir ja mit Infos nicht vor den Veranstaltern raus gehen dürfen. Aber wird wohl in diesem Sommer mehr machen als in den letzten 2 Jahren. Ich erinnere mich an 2017 beim OpenFlair wo wir bei strömenden Regen auf der Seebühne gespielt haben. Bei den Bands vor uns war echt nichts los. Die Leute sind im Zelt oder in der Kneipe geblieben. Bis zu dem Moment wo dann letztendlich unser Intro lief, wir haben unseren Kram aufgebaut und ich habe mich irgendwie umgedreht. Und der Platz war voll.

Roman: Wir haben uns da echt gefragt wer wird sich bei dem Matsch da hinstellen? Wir konnten nicht glauben wieviele Leute dann auf einmal kamen. Die haben sich dann irgendwann hingesetzt bei einem Lied, einem ruhigen Part. Und du denkst die haben ja alle Bock zu feiern in ihren Regenponchos und bei dem Matsch. Und dann sind die Leute abgegangen. Davon gibt es ein Video auf unserem Instagramaccount.

Wie sind eure Erwartungen an den Rest der aktuellen Tour?

Christian: Ja irgendwie immer volle Halle und vor allem sind die Konzerte irgendwie fast immer hocherlegt worden. Wir haben gestern in Köln vor 1000 Leuten gespielt.

Apropos Köln, in Köln gab es ja vor Wochen Schlagzeilen um euren Auftritt im Bürgerhaus. Gab es eigentlich mal ein Feedback vom Bürgerhaus Stollwerck zum Thema AfD?

Christian: Es gab ein Feedback vom Bürgerhaus Stollwerck, das halt das passiert ist. Und warum sie haben das stattfinden lassen müssen. Das war aber so ein bisschen Paragraph “Blabla” zwingt uns dazu das wir diese Veranstaltung stattfinden lassen müssen. Wir stehen natürlich für Menschenrechte, bla und dann war das so. Das hat zum einen so lange gedauert bis das Statement kam, es hat sich gelesen wie von einem Anwalt verfasst und es war kein Stück emotional. Man hätte ja schreiben können wir habe keine andere Wahl, weil wir ein städtisches Haus sind. Und das es ein Gesetz gibt das wir einer demokratischen Partei das nicht verwehren können. Aber wir haben da überhaupt keinen Bock drauf.

Roman: Man hatte halt das Gefühl, das man das Ganze unter den Teppich kehren wollte. Hoffentlich kriegt es keiner mit und gut iss. Und es ist ja direkt an dem Abend raus gekommen. Dann haben ja spontan 60 Leute dagegen demonstriert. Ich bin Kölner und das ist so das Ding, ich möchte das Recht haben das ich dagegen demonstrieren kann. Das hat mich so abgefuckt. Ich habe direkt an dem Abend die Jungs informiert. Uns allen war innerhalb von Sekunden klar, hier bleiben wir nicht. Wir haben mit unserem Veranstalter super schnell einen neuen Laden gefunden, die Kantine wo wir gestern gespielt haben. Wir boykottieren das Bürgerhaus nicht für immer, den Laden holen wir uns zurück. So ist mein Gefühl dazu.

Christian: Ich glaube auch das es Kalkül ist, die wissen ganz genau in welche Läden sie gehen (AfD & Co). Nach dem Motto wir nehmen den Linken ihr Läden weg. Genau das Gleiche passiert in meiner Heimatstadt Osnabrück nämlich jetzt. Da gibt es ein hauptsächlich von Migranten genutztes Familienzentrum in so einem “Brennpunkt” Stadtteil, wenn man das überhaupt so sagen kann! Und da geht jetzt die AfD rein und macht eine Wahlveranstaltung. Das passiert genau aus dem Grund das sie provozieren um Öffentlichkeit zu bekommen. Sie versuchen damit “Feuer zu legen” und die Gemüter zu erhitzen.

Zum guten Schluss, was hört ihr so für Musik?

Christian: Ich komme ganz klar vom Punk, Hardcore und Metal. Damit habe ich mit 12 angefangen, da komme ich auch immer drauf zurück. Heute kann ich mit gutem Rap etwas anfangen, ich kann mit Popmusik etwas anfangen. Fühle mich allerdings bei meinen Wurzeln am Besten, dahin komme ich immer wieder zurück.

Roman: Ich bin mit Punkrock groß geworden, habe deswegen angefangen ein Instrument zu spielen. Ich bin auch ein Riesen Hip Hop Fan. Durch die Arbeit bekomme ich natürlich auch super viel mit. Auch neue Sachen, die man kennen lernt, die einem gut rein gehen. Die Überbegriffe wären Rock, Hip Hop, Pop aber auch Techno und Elektro, kommt auch auf die Stimmung an.

Danke für die nette Runde in eurem Tourbus, es hat richtig Spaß gemacht!

Titelbild: (c) Stephan Lindner @ hcpix.com

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Von Veröffentlicht am: 25.11.2018Zuletzt bearbeitet: 26.11.20181371 WörterLesedauer 6,9 MinAnsichten: 915Kategorien: InterviewsSchlagwörter: , 0 Kommentare on Adam Angst: Ein Interview das sich anfühlte wie Freunde treffen
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Über den Autor: Stephan Lindner

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