Bleib Modern – Vale of Tears

Bleib Modern – Vale of Tears

Eine tiefschwarze Grundstimmung ab dem ersten Klang. Wie Samt, teilweise matt, teilweise glänzend, doch immer dunkel, elf Tracks lang.

“Vale of Tears”, die zweite LP von Bleib Modern, ist ein düsteres, manchmal sogar hartes Coldwave-Album, das den Hörer ins Schwarz einhüllt aber auch schüttelt. Deutlich düsterer als der Vorgänger “All Is Fair In Love And War”, der eine fast romantische Patina besitzt. Nun hat die Band mit mehr Effekten und Synths seinen Sound bereichert, der nun dichter, voller und dunkler ist.

Etwas mutig, aber gleichzeitig passend ist der Opener “Dust”. Der langgezogene, lineare Song ist sicherlich nicht so eingängig, wie zum Beispiel der zweite Track “I don’t like you”. Der dunkle Bass; die Gitarre, die etwas Licht bringt; die wie aus einer Grotte gesungenen Vocals: Der Song entführt den Hörer gleich in die Atmosphäre dieses Tals der Tränen. Wie der Titel sagt, es ist Staub, der die Realität verschwinden lässt, um in eine andere Welt zu entführen. Wie oft beginnt “I don’t like you” mit einer starken Bassline, zu der sich dann hell klingende Gitarren gesellen. Gerade Gitarren und Bass machen Bleib Modern unvergesslich und wiedererkennbar, schon seit der ersten EP “L.O.W.S”. Genauso wie der Gesang, melancholisch und gleichzeitig hart, tief. Trotz Hall-Effekte. Hier breitet er sich wie Erdöl, schwarz und dickflüssig aus, während die Worte “Now I’m drifting away” erklingen. Diese Stimme besitzt eine Schwermut, die an die von Lebanon Hanover erinnert, eine tiefe Melancholie, die den Boden unter den Füßen verschwinden lässt. Eine Trauer, die aber nie pathetisch klingt, nicht mal bei einem Satz wie “I love you more than anything before” aus dem Bass-starken Song “Inside”. Wie eine dunkle Nacht, die den Betrug des Tages offenbart, klingt “Blackened Soul”, einer der besten Songs auf dem Album. Wenn all der Schein verschwindet, bleibt diese beschädigte Seele. Der Rhythmus ist langsam, es ist wie ein vorwärts Kriechen. Eine Spannung zwischen linearen, martialischen Drums und atmosphärischen Gitarren kennzeichnet “Vale”, der auch zu den besten Songs der LP gehört. Die Gitarre hypnotisiert, der Gesang reißt auseinander.

Und dann kommt der Rausch. Mit Tunnelblick, blitzartigen Bildern und blendendem Lichtern. Die B-Side der Platte fängt mit “Their Changing Faces” an. Es wird schneller, verzerrter, dreckiger. Aus der zerreißenden Traurigkeit wird nun eine wilde, teilweise aggressive Stimmung, die an A Place to Bury Strangers erinnert. Wie von Opium zu Speed. Man hat den Eindruck, plötzlich einen Schub zu bekommen. Mit einer schnellen und wunderschönen Bassline beginnt “Paper Skin”, bis dann die verzerrten Gitarre kommen, die diese Papierhaut zerreißen. Der Song hat eine eingängige Melodie, vor allem schön ist der Gesang, der nun lässig, sogar überheblich klingt. Langsamer, bedrohlicher und genauso verzerrt geht es in “In Full Bloom” weiter. Fast die Hälfte des Songs besteht aus dem instrumentalen Intro, das beweist, wie die Band Gefallen an instrumentalen Teilen hat. Etwas, das noch deutlicher bei den Live-Shows wird.

Und instrumental ist auch eine weitere Perle des Albums, “Empty Vessel”. Wie aus der Tiefe taucht der Bass auf, und dann folgt ein Gewitter, reich an Effekten und Gitarren, bis zum Ausstieg, der wie die letzten Tropfen Regen klingt. Mit “Lone” ist man wieder am Anfang. Der Song schafft wieder eine Dunkelheit, die schwärzer als die Nacht ist. Wie flackernde Lichter in dieser Finsternis aus Synths tauchen die einzelnen Elemente langsam auf. “Lone” ist ein sehr düsteres, langsames Ende, das dem Kreis schließt. Wieder schaltet Bleib Modern das Licht aus.

„Vale of Tears“ kann man hier streamen oder herunterladen. Am 19. Februar wird es auf Vinyl veröffentlicht.

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Von Veröffentlicht am: 30.01.2016Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018625 WörterLesedauer 3,1 MinAnsichten: 897Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , 0 Kommentare on Bleib Modern – Vale of Tears
Von |Veröffentlicht am: 30.01.2016|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|625 Wörter|Lesedauer 3,1 Min|Ansichten: 897|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: , , , |0 Kommentare on Bleib Modern – Vale of Tears|

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Über den Autor: Barbara Cunietti

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