Die Wände – Im Flausch

Die Wände – Im Flausch

Die Türen. Die Nerven. Husten. Rauchen. Die neue deutsche Sperrigkeit ist nicht gerade kreativ, was die Namensgebung betrifft. Und so ist man bei einer Band, die Die Wände heißt, erst mal vorsichtig, voreingenommen und auf Krawall gebürstet. Sind die aber auch. Und zwar gehörig.

Vö: 08.03.2019 Späti Palace LP kaufen

Im Flausch von Die Wände ist so gar nicht flauschig. Es kratzt, nervt und stonerrockt an allen Ecken und Enden. LoFi UND Indie. The Cure UND Kyuss. Die Nerven UND Joy Division. Hier wird zusammengewürfelt, mäandert und gekrächzt, das es eine Freude ist. Im Park und Café klingt namentlich wie auch soundtechnisch anfangs noch nach der drölften Die Nerven-Kopie. Aber im letzten Songdrittel knarzt und ächzt da eine Gitarre durch den Gehörgang wie sie Josh Homme 1994 nicht besser hinbekommen hätte. Angenehm unangenehm.

Und dem Schema bleiben Die Wände über die nächsten vier Songs treu. Songhälfte eins melancholisch und knatschig. Songhälfte zwei bitterböse und genervt. Einerseits etwas zu schablonig, anderseits fühlt und glaubt man der Band jede Silbe, jeden Schlag und jeden Akkord. Das ist nix kopiert und so-tun-als-ob.

Schwitzen könnte gut ein Vögel die Erde essen-Song sein. Wandert, stolpert, bricht aus, verhakelt sich, bricht wieder aus. Alles ist Klasse hat das Zeug zu einem großartigen Song, ist aber leider nur eine Strophe mit Sample drüber. Bisschen wenig.

Formgedächtnispolymer. Hm. Joa. Wie meinen? Wiki:

Formgedächtnispolymere sind Kunststoffe, die einen Formgedächtniseffekt aufweisen – also sich an ihre frühere äußere Form trotz einer zwischenzeitlichen starken Umformung scheinbar „erinnern“ können.

Ah ja. Wie auch immer. Großartiger Song! Highlight der Platte und zurecht, wenn man Spotify glauben darf, eine der Singles. Hört man gerne oft und immer wieder.

Die hiesige LoFi/-Szene, an deren Spitze Die Nerven stehen, muss etwas aufpassen, dass ihre Bands, was Sound, Texte, Namen und Konzept betrifft nicht zu austauschbar, nicht zu generisch werden. Noch will man niemandem schamloses Abgucken vorwerfen, noch macht eine Platte wie Im Flausch einfach Spaß. Aber gefühlt ist sie das drölfte Album mit DEM Sound und DEM Konzept in den letzten zwei Jahren. Max Rieger, was hast du da bloß losgetreten?

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Von Veröffentlicht am: 20.03.2019Zuletzt bearbeitet: 15.06.2019380 WörterLesedauer 1,9 MinAnsichten: 818Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Die Wände – Im Flausch
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Über den Autor: Julian Schmauch

Dozent für Musikproduktion an der Deutschen Pop und der EMS in Berlin. Autor bei BackstagePro, Bonedo und Reverb. Spielt bei Chaos Commute. Remixer, Songwriter und Sounddesigner.

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