prettyinnoise.de präsentiert: Gloom Sleeper (Tourreport, Albumstream + zweite Tourrutsche)

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Gloom Sleeper sind Jonas, Stefan, Hannes and Marc, eine Post-Punk Band aus Bielefeld.


12 Tage, 12 Konzerte. Von Bielefeld nach Valencia und zurück. Dazwischen viele Umwege. 6000 Kilometer im Auto. Wir scherzen oft, dass eine Tour ein günstiger Urlaub ist. Ein Euphemismus dafür, dass man als kleine Band am Ende immer draufzahlt. Mit Erholung hat eine Tour meist wenig zu tun. Trotzdem machen wir es gerne. Schon allein, um dem Alltag zu entfliehen. Am ersten Tag in Chemnitz hatte dieser uns aber noch fest im Griff. Es sollte einige Tage dauern, bis wir ihn endlich abschütteln konnten. In München fiel es uns schon leichter auf der Bühne zu stehen und die neuen Lieder zu spielen. Das lag auch an der guten Stimmung und den tanzenden Menschen. Wir waren beinahe so gut gelaunt wie Static Means, die wir nach langer Zeit endlich wiedergesehen haben.

Wie im Urlaub bedeutet auf Tour sein auch, spannende Orte kennenzulernen. Das besetzte Koch-Areal in Zürich ist ein solcher Ort. Manchmal bedeutet es aber auch, dass man keine Zeit hat, sich irgendetwas genauer anzugucken. Den Eifelturm in Paris haben wir nicht einmal am Horizont gesehen. Dafür The Number Ones, die nach uns eine richtig gute Show abgeliefert haben. Sowieso haben wir auf dieser Tour mit vielen guten Bands gespielt. Zwischendurch befürchteten wir deshalb, dass wir mehr Platten gekauft als verkauft haben. Die Nacht verbringen wir in einem Vorort von Paris, der sicher sei, wie der Veranstalter beim Parken betont. Um fünf Uhr morgens versuchen zwei Leute in den Bulli einzudringen. Tatsächlich nur halbherzig. Vermutlich war es aber eine gute Idee, dass Hannes und Stefan letztlich doch darin geschlafen haben.

Am nächsten Tag muss Julian zurück, der uns bis dahin – wie auf fast jeder längeren Tour – begleitet hat. Er fährt uns und kümmert sich eigentlich auch sonst um alles. Aber er nimmt uns nicht nur viel Arbeit ab, sondern sorgt vor allem für gute Stimmung. Ein großartiger Typ. Alle die ihn kennen, wissen das. Uns ist klar, dass die Tour von nun an noch anstrengender wird, da wir die Lücke füllen müssen, die er hinterlässt.

In Toulouse lernen wir eine Person kennen, die 200 Kilometer auf sich genommen hat, nur um uns zu sehen. Spätestens jetzt ist klar, dass sich all diese Strapazen lohnen. Auf Instagram lesen wir außerdem am nächsten Tag, dass Marc eigentlich in eine Boygroup gehört. Wir nehmen das als Kompliment auf, sind uns aber nicht sicher, ob das auch so gemeint war.

In Marseille sind die Straßen so eng, dass man nicht parken kann. Man hält also mitten auf der Straße an und muss das Equipment in Rekordzeit ausladen, während die wartenden Autos bereits nach einer Minute anfangen, ungeduldig zu hupen. Vor zwei Jahren spielten wir hier mit einer Surfrockband, an die scheinbar weder die Schlagzeugerin noch die Bassistin gerne erinnert werden. Mit einem anderen Gitarristen eröffnen sie auch diesmal den Abend, aber nun mit Cold Wave, der sehr viel kälter und düsterer ist als unsere Musik. Obwohl wir manchen Leuten zu fröhlich sind, wurde getanzt. Wir kennen mittlerweile zahlreiche Horrorgeschichten, aber überleben Marseille auch ein zweites Mal ohne nennenswerte Zwischenfälle. Wir wurden weder ausgeraubt noch entführt oder ermordet.

Ohne Erwartungen fuhren wir weiter nach Granollers bei Barcelona. Bereits im Vorfeld zeigte sich der Veranstalter ein wenig skeptisch, wie viele Leute sich auf das Konzert verirren würden. Genug, stellte sich heraus. Wichtiger: Sie haben Spaß. Wir auch. Anschließend wurde stundenlang intensiv und ausschließlich zu Gogol Bordello getanzt. Ungewohnt: Wir waren mit Abstand die Jüngsten hier.

Nach einem Zwischenstopp im Mittelmeer spielen wir in Valencia das bestbesuchte Konzert der Tour. Bereits bei den anderen Bands zeigen sich die Leute tanzwütig. Die lokalen Britpopper von Acapvlco überzeugen als Rockstars und verdienen unserer Ansicht nach einen Plattenvertrag. Da die 90er aber vorbei sind, ist das wohl nicht so einfach.

Im idyllischen Llodio finden sich zunächst scheinbar mehr Bands als Besucher ein. Der Abend beginnt brachial mit Crust. Zum Glück stehen die Leute aber auch auf unsere Musik. In Nantes ist man am Tag danach so froh wie wir, dass wir es anders als zwei Jahre zuvor pünktlich zum Konzert schaffen. Wir spielen in einem frisch besetzten Haus und sollen deshalb anfangen. Es sei das erste Rockkonzert dort und man befürchtete, dass die Polizei den Abend vorzeitig beenden könnte. Tat sie nicht, was sicherlich auch an der improvisierten Dämmung lag, die wir spontan aus unseren Matratzen gebaut haben. Die geplante Aftershowparty dagegen fällt tatsächlich ins Wasser. Sie sollte auf einem besetzten Boot stattfinden, dessen zahlreiche Lecks es mitsamt der tanzenden Meute aber wohl sicher hätte untergehen lassen. Gerne hätten wir die experimentelle Elektromusik gehört, die mit Tonabnehmern an seltsamen Pflanzen erzeugt werden sollte. Andererseits mussten wir mal wieder sehr früh aufstehen, um rechtzeitig nach Strasbourg zu kommen. Gefrühstückt wurde mal wieder im Auto, aber zu Mittag aßen wir diesmal wenigstens an einer Raststätte. Leider nur schlechte Pommes eines großen Franchiseunternehmens. Danach Stau. Nach 10 Stunden Fahrt erwarten uns 10 Gäste. Wir feiern Bleakness ab, die vor uns spielen. Danach passiert etwas ganz Wunderbares: Wir sind eigentlich zu müde und die wenigen Leute scheinen zunächst skeptisch, sammeln sich aber ab dem dritten Song um Marc, tanzen wild und wollen nicht aufhören. Wir feiern im Anschluss fast die ganze Nacht durch, bis uns diesmal tatsächlich die Polizei den Spaß verdirbt. Während wir ins Bett gehen, bleiben die restlichen Gäste noch bis zum Morgengrauen am Tresen sitzen und trinken weiter.

Tourabschluss ist schließlich in Mannheim. Hier ist alles ziemlich professionell organisiert und wir fühlen uns fast ein bisschen deplatziert nach den letzten Abenden, aber letztlich doch sehr gut aufgehoben. Trotz Müdigkeit findet die Tour hier ein würdiges Ende. Wir spielen eine Zugabe, während sich das Publikum am Merchandise-Tisch selbst bedient.

Am nächsten Tag befinden wir uns plötzlich auf dem Heimweg und es ist wie immer: Man freut sich zwar auf die Ruhe, das Alleinsein, das eigene Bett, aber eigentlich würde man am liebsten weiterfahren. Der Erschöpfung trotzen, in dem Wissen darum, dass die nächste Show wieder ungeahnte Energien freisetzt. Uns bleiben schöne Erinnerungen, die nicht nur auf Fotos, sondern auch in unseren Playlists festgehalten werden:

Bands we played with-Playlist:
Static Means – My cool Self
Acapvlco – No Friends & 1990
The Number Ones – Heartsmash
Estruc – És tard, noi
Arrotzak – Arrotzak
Bleakness – Ruined Trajectory
Dédale – Dédale
Skategang – Freya Police
Lame Shot – Raptors Kitchen Party
(Es fehlen: Surprise, Franka, Année Zéro, Bruno)

prettyinnoise.de präsentiert Gloom Sleeper live:
27.04. Frankfurt – Klapperfeld
28.04. Köln – Privat
24.05. Hamburg – Rote Flora
25.05. Kiel – Alte Mu
26.05. Göttingen – Dots
23.06. Ludwigsburg – tba
07.07. Bremen – Die Friese
08.07. Bielefeld – Potemkin

Gloom Sleeper – Luminous Galaxies

erscheint am 18.05.2018 physisch via Per Koro Records – bereits heute ist es überall digital erhältlich und streambar.

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Von Veröffentlicht am: 23.04.2018Zuletzt bearbeitet: 01.02.20191196 WörterLesedauer 6 MinAnsichten: 897Kategorien: NewsSchlagwörter: 0 Kommentare on prettyinnoise.de präsentiert: Gloom Sleeper (Tourreport, Albumstream + zweite Tourrutsche)
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Über den Autor: Marc Michael Mays

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