John Moreland – LP 5

John Moreland – LP 5

Mit warmen Gitarrensounds, feiner Lyrik sowie einer ordentlichen Portion Gefühl und seiner Reibeisen-Stimme, die teilweise an Bruce Springsteen erinnert, umhüllte der in Tulsa, Oklahoma lebende Singer-Songwriter John Moreland die HörerInnen und präsentiert mit LP 5 ein tiefenentspanntes abwechslungsreiches und fast durchgehend akustisches Folk-Album der Extraklasse.

Vö: 14.02.2020 Old Omens LP kaufen

Moreland, der  in der Tat eine außergewöhnliche Erscheinung ist und sich meist in unauffälligem Look bestehend aus Brille, Bart, Basecap und weitem Schlabber-T-Shirt, das sein großes Körpervolumen umhüllt, auf Wanderschaft geht, hat es geschafft mit Hilfe des Produzenten Matt Pence (Jason Isbell, The Breeders) ein lässiges Gesamtkunstwerk zusammenzufügen.

Die Reihenfolge der Songs ist wunderbar ausgesucht und macht es den HörerInnen leicht sich zurück zu lehnen und den Anekdoten und Kurzgeschichten aus der Mitte des Lebens zu folgen. Der gereifte Moreland hat nach einer Punk- und Hardcore-Pubertät seine Leidenschaft für Country und Blues entdeckte und sein Songwriting lässt die Wurzeln bei ganz großen Namen erahnen: Neil Young, Tom Petty und Steve Earle sind unverkennbar Vorbilder gewesen.

Das 5. Album des Alltags-Philosophen beginnt mit dem wunderbar scheppernden und hin- und her schwankenden Harder Dreams, in dem Moreland der Traurigkeit Platz einräumt aber auch die Morgenröte am Horizont zu genießen weiß. Schwungvoller geht es bei A Though is just a passing Train zu, einer klassischen Hobo-Geschichte, als Traum verschlüsselt. Dazu wird die Pedal-Steel-Gitarre mit Verzerrer ausgepackt.

Mit East October gibt es kunstvollen Alt-Country, der in Teilen aufgrund einer nahezu provokanter Gelassenheit an J.J. Cale erinnern mag. Nicht nur bei Learning how to tell myself the Truth wird mit einfachen Mitteln die präzise Lyrik Morelands klar und deutlich herausgearbeitet. Es vermischen sich Southern Blues/Folk/Swamp und Bluegrass, die elegante Bandbegleitung lässt den Song schweben.

Der kurze Instrumental-Track Two Stars besteht lediglich aus einem Gitarren-Intro, das unerwartet endet. Etwas unsortiert wirkt der Song Terrestrail, der vom Schlagzeug-Takt und einem ausufernden Klavier dominiert ist. Beim Hören kommt einem der Vergleich mit Songs von David Gray in den Sinn.   

Der Track In Times Between ist eine atemberaubende Hommage an den Songwriter Chris Porter, einen Freund von Moreland, der 2016 bei einem Autounfall auf tragische Weise getötet wurde. Hier spielt John Moreland seine ganze Erfahrung als Songwriter ausspielt und die HörerInnen auf eine Reise in seine geheimen Gedanken mitnimmt. Ein Höhepunkt auf dem Album.

Genauso schön entspannt kommt der nächste Song When my Fever breaks daher. Eine wunderbare Fingerübung und eine schöne Liebesgeschichte, die Morelands Beziehung zu seiner Frau beschreibt und über einen Zeitraum von drei Jahren entstand. Der erste Vers wurde geschrieben, als sie zum ersten Mal ein Date hatten. Mit welcher Tiefe Moreland seine Gefühle offenbart, zeigt auch der Track I always let you burn me to the Ground, der sich um die Irrungen der Gefühle dreht. Wunderbar arrangiert mit Streichern und Glockenspiel. Wahrscheinlich der schönste Song auf dem Album auch wenn so eine Bewertung immer subjektiv ist.

For Ichiro ist dann wieder ein kurzes Instrumental-Stück. Diesmal darf das Klavier eine Geschichte erzählen. Zum Finale des Albums gibt es den Song Let me be understood, mit dem sich der musikalische Kreis schließt, denn erneut denkt man bereits bei den ersten Zeilen an Bruce Springsteen. Und als dann die Mundharmonika einsetzt ist es wie eine Auferstehung.

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Von Veröffentlicht am: 05.03.2020Zuletzt bearbeitet: 05.03.2020582 WörterLesedauer 2,9 MinAnsichten: 805Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on John Moreland – LP 5
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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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