Kerim König – _in between

Kerim König – _in between

Instrumentalmusik. Zwischen Hintergrundrauschen und Freejazz gibt es eine breite Spanne an Genres und Künstlern, von Ausnahmetalenten wie Nils Frahm zu Soundwandbauern wie Mogwai hin zu Elekto-Fricklern wie Aphex Twin. Und es gibt die einfachen, unprätentiösen Geschichtenerzähler. Wie Kerim König.

CD kaufen iTunes Vö: 30.03.2018 Hey!blau Records

Die Bilder, die Kerim König malt, den Stoff, den er aus Klavier, Synthesizern, Streicherarrangements, vereinzelten Stimmschnipseln und kargen Drumloops webt, ist dicht, warm, hält einen gefangen, ist kaum belanglos oder klischeebehaftet. Spätestens bei „reflections“ zeigt sich Königs Background als Filmmusikkomponist. Ähnlich wie beim nächsten Stück „outspoken“
schließt man unweigerlich die Augen und ist mitten im Herzschmerz-Kino.

„string quintett“ wiederum zusammen mit dem düsteren „just one second“ bricht mit der Filmmusik. Hier steht ganz klar die Musik selbst im Vordergrund. Klagende Streicher, brodelnde Synthesizer-Flächen, ein Cocktail voller Winterstimmung, der es aber schafft nicht ins vollends Depressive abzurutschen.

Um das noch zu unterstreichen stimmt „in a major key“ noch mal hoffnungsvollere Töne an. Auch hier merkt man Kerim König seinen Filmmusikbackground an. Er schafft es äußerst stimmungsvolle und visuell sehr anregende Musik zu schreiben. Und aber, und das ist der große Unterschied, so ergreifend, dass es keine Leinwand braucht, die der Musik die Bühne gäbe.

Wer sich in die Klavier verhangene Instrumentalwelt begibt, muss sich früher oder später mit Großmeister Frahm messen lassen. „c3“ eignet sich hervorragend dafür. Die Frahm’schen Verspieltheiten tauchen auf, das schon aus „quartessence“ bekannte Akkordmuster, das stark an „Pyramid Song“ von Radiohead erinnert, unterlegt die Geräuschkulisse. Ganz so virtuos wie Nils Frahm ist König hier nicht, dafür sind die Stücke schlicht zu kurz, das Arrangement zu reduziert. Muss er auch nicht.

Auch die letzten beiden Stücke stehen in Visualität und Tragik dem Rest in Nichts nach. Und so schließt sich nach kurzen 30 Minuten der Kreis, das Klavier spielt in „crocodile“ den Abschlussakkord, man ist seltsam erlöst und doch gefangen und schwer dazu geneigt, dem Album noch mindestens eine ganze Nacht auf Repeat zu verfallen.

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Von Veröffentlicht am: 27.03.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018355 WörterLesedauer 1,8 MinAnsichten: 866Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Kerim König – _in between
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Über den Autor: Julian Schmauch

Dozent für Musikproduktion an der Deutschen Pop und der EMS in Berlin. Autor bei BackstagePro, Bonedo und Reverb. Spielt bei Chaos Commute. Remixer, Songwriter und Sounddesigner.

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