Klangriket – Tjärn

Klangriket – Tjärn

Ergibt es in der heutigen, schnelllebigen Zeit überhaupt noch einen Sinn, langatmige Reviews über Alben zu verfassen?

Vö: 28.09.2018 Piano & Coffee Co. CD kaufen

In Zeiten, in denen jedes Album am Veröffentlichungstag (oder auch schon vorher) per Stream verfügbar ist, könnte sich ja jeder Hörer selber ein Bild vom musikalischen Erguss seines Lieblingskünstlers machen, oder? Sind somit Kritiken überflüssig geworden? Ich weiss es nicht. Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass ich persönlich in den letzten Jahren immer weniger Kritiken zu Alben lese als noch in den 90er Jahren. Lieber mache ich mir selber ein Bild von einem Werk. Was ist mit EP`s? Darf man über eine 4 Song starke EP eigentlich noch Worte verlieren? Früher war das normal, aber ist das im Jahre 2018 noch üblich? Wie ihr seht, ich bin irgendwie raus aus dem Musikjournalismus. Dennoch empfinde ich es als äußerst wichtig, nein… Ich denke es ist meine Pflicht, über die mir vorliegende EP von Klangriket namens „Tjärn“ zu schreiben.

Klangriket ist das Projekt des Künstlers Fabian Rosenberg aus Stockholm, Schweden.

Im Jahre 2016 entschied er sich, seinem Dasein als ausgebildeter Trompeter den Rücken zu kehren um endlich seine eigene Vision von Musik auszuleben. In diesem Jahr komponierte und produzierte er die EP „Tjärn“, die am 28.09.2018 nun endlich einer breiteren Masse zugänglich gemacht werden soll. Das Qualitätslabel „Piano and Coffee Records“ hat sich dieser Aufgabe angenommen. Klangriket ist dem Modern Classical Genre zuzuordnen, spielt doch das Piano eine tragende Rolle. Es ist wirklich bewundernswert, mit welch einem Minimalismus Fabian Rosenberg hier eine Klangwelt erschafft, die wie ein Notausgang aus der oben angesprochenen, schnelllebigen Welt wirkt.

Sobald der erste Ton der EP erklingt, entschleunigt der Hörer sein Dasein – und das nur durch Zuhören. Der Puls schlägt plötzlich langsamer, der Blutdruck senkt sich sanft und die Gedanken scheinen plötzlich abzuschweifen – auch wenn man den Grund dafür noch nicht kennt.

Der Opener „Elin“ wirkt warm, Klaviertöne scheinen in Verzerrungen zu münden und plötzlich ist da diese kurze Violinen Melodie die wie ein kurzer Impuls das Herz wieder zum schlagen bringt. Ruhe stellt sich ein. Das darauffolgende „Björk“ beginnt mit einem seltsamen, an ein hochgepitchtes Sonargerät aus einem U-Boot erinnernden Ton, bevor diese wunderschöne Pianomelodie erklingt. Der seltsame Ton aber bleibt und versinkt nach einer Weile in einem ambientartigen Sound. Unfassbar packend. Der dritte Song „Ljusterö“ ist eine Klavierballade die sofort für Gänsehaut sorgt. Ich ertappe mich dabei, dass ich kurz den Atem anhalte um die Schönheit und Ruhe voll erahnen zu können. Es ist fast zu schön um wahr zu sein. Das abschließende „Skogsrå“ schlägt plötzlich in eine andere Kerbe und erinnert irgendwie entfernt an Massive Attack. Eine repetive Melodie erfasst meinen Körper und ich habe das Gefühl die Erde soeben verlassen zu haben. Diese Ruhe, diese Weite, diese vertonte Einsamkeit – ich habe selten so einen packenden Song gehört.

Klangriket schafft es, mit wenigen Tönen das Maximum an Emotionen freizusetzen. Er schafft es, zu begeistern und gleichzeitig meine Seele in einen Trance-artigen Zustand zu versetzen. Das ist Groß. Ich fürchte ich muss die volle Punktzahl vergeben. Warum? Weil mich noch nie ein Werk so beruhigt hat wie dieses hier und ich noch nie an so vielen Stellen der EP Gänsehaut hatte.

Würden alle Menschen auf dieser Welt „Tjärn“ hören – die Welt wäre ein ruhigerer Ort. Danke Fabian. Du hast ein kleines Meisterwerk aufgenommen.

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Von Veröffentlicht am: 26.08.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018600 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 826Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Klangriket – Tjärn
Von |Veröffentlicht am: 26.08.2018|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|600 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 826|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Klangriket – Tjärn|

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Über den Autor: Jan Platek

Geboren 1976 Vater, Vinyl-Sammler und Musiker

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