Sick Teeth – Ghost EP

Sick Teeth – Ghost EP

Warum momentan soviel großartige Bands aus Kassel gekrochen kommen, bleibt mir ein Rätsel.., vielleicht macht es das milde Klima oder die (statistisch gesehen) hohe Lebensqualität möglich ?!? Kann uns aber auch irgendwie egal sein, Sick Teeth ist jedenfalls definitiv eine Band davon.

Tape kaufen Vö: 12.04.2017 Gönner Records

Sick Teeth ist eine relativ junge Band., sie haben sich gesucht, sie haben sich gefunden, sie haben Anfang 2016 zu proben angefangen und ihren ersten Gig bereits im Juli selben Jahres hinter sich gebracht. Seitdem breitet sich die musikalische Botschaft dieser „Fuzz´d Out Garagerock“ Band lauffeuerartig und breitflächig aus und hinterlässt auf ihrem Weg viele Spuren enflammter Geister. Mit großartigen Bands wie White Fang und Parrots hatten sie bereits das Vergnügen die Bühne zu teilen und wie es aussieht sind sie sich auch nicht zu fein mal schön live in einer Kasseler Unterführung zu spielen, warum auch nicht,.. Cash hatte seinen Knast und Cramps ihre Irrenanstalt, also lass sie ihre Unterführung haben.

Dieses, ihr erstes Tape Ghost, haben sie im Studio „Klang-WG“ (betrieben von zwei Typen, die an der Uni in Kassel Musik studiert haben und scheinbar hier ihre Arbeit sauber erledigt haben) in Kassel in 3 Tagen eingeballert und für ihre 7 Songs genau das richtige Medium, das Tape, gewählt, welches ihren hemmungslosen, drückenden Sound nochmal fetter und wärmer rüberbringt.

Sick Teeth gehört zur Gönner Records-Family, einem kleinen sympathischen D.I.Y.- Tape-Label (Kassel, Köln, Erfurt), der in Zukunft mit Sicherheit noch so manch geile Band ausspeit, ..lohnt sich zu folgen.

Der erste Song „She says“ ist ein deutlich 60´s Garagerock swing-artig angehauchter Song; minimalistisches Schlagzeug mit Tambourine, ein druckvoller Bass, zwei ziemlich cleane Gitarren und ein dazu passender laxer Gesang mit etwas Zerre. She Says verfolgt fast durchgehend dasselbe Muster bis zur der Fuzz-Explosion im letzten Drittel des Songs. Man kennt diese in die Fresse-schlagenden Musterwechsel (das Spiel zwischen Clean und Fuzz) bereits seit Ty Segall sehr gut. Ein rollender Song, aber noch schwer zu sehen wo ihre eigener Soundidentität zu finden ist. Dennoch, man will mehr…

…und Spanish Girl gibt uns hier den zweiten Schub. Ein titelbezogendes spanisches Anschlagmuster mit wohl durchdachten Elementen wie ein Tremolo auf Gitarre und auch hier ein passendes Tambourine macht den Song fesselnd. Spanish Girl besitzt ein legeres Gemüt in Garagen-Manier und lädt gerade zu ein, seine Glieder zu bewegen. Die eigene Soundidentität wird konkreter, aber hat immer noch zu kämpfen.

Brian Jones Last Supper ist ein langsam vor sich hinrollender Koloss; Fuzz bis ins Mark und dann wieder entspanntere Phasen mit cleanen Gitarren. Eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hide Gizmo. Zerstörung und Kuration. Ein kontrollierter und mächtiger Song mit der anziehenden Macht der Effekte.

Sandy wirkt durch seine Schlichtheit ziemlich eingängig und erinnert vom spielerischen an Miracle Workers in einem Fuzztones- Universum. Der Song ist ein Beispiel dafür, dass die am klassischsten und simpelsten wirkenden Tracks probate Mittel sind, ihre Ziele locker und ohne großartige und unnötige Verrenkung zu erreichen. All hail the Minimalprinzip!

Der fünfte Song Pizza Party ist auf dieser Platte wohl der surfigste und poppigste Song mit seinen Background „Uuuuuhs“, im Takt Geklatsche und sorglos Gepfeife. Ein Instrumental Song, mit dem man eine Minute und vierundvierzig Sekunden das Gefühl zu haben scheint, unbesorgt und unbekümmert zu sein, als ob es kein morgen gäbe. 1:44 ist zugegeben eine kurze, aber durchaus gute Zeit. Dafür meinen Dank.

Beim vorletzten Track Teenage Icon bleibt nicht viel zu sagen, ein euphorisches Ding, catcht, frisst sich in deine Ohrmuschel und füttert dich mit musikalischer Süßigkeit.

Was für Michael Knight der „Super Pursuit Mode“ war, ist für das Tape der letzte Song Ghost. Dieser kotzt sich mal richtig erbarmungslos aus und gibt zum Ende noch ordentlich auf´s Fressbrett ..brachial und rücksichtslos.
So, der ganze Schmock ist jetzt von der Seele gefegt, also Zähne einsammeln und repeaten. Hammer !

Das Ziel von Sick Teeth ist wohl kaum die alte Garagenszene neu zu erfinden, nein, vielleicht aber die neue aufrollen?! Ihre Ghost EP wirkt wie eine gut versteckte Bärenfalle (ohne all die furchtbaren Nebeneffekte wie Blut und Knochensplitter)..erst ziemlich unscheinbar und nach weiterem Rumgeschleiche beißt sie sich fest und lässt nicht mehr los…das merk ich grad weil ich Dauerschleife höre. Solides Ding.

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Von Veröffentlicht am: 11.11.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018740 WörterLesedauer 3,7 MinAnsichten: 835Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Sick Teeth – Ghost EP
Von |Veröffentlicht am: 11.11.2017|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|740 Wörter|Lesedauer 3,7 Min|Ansichten: 835|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Sick Teeth – Ghost EP|

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Über den Autor: Matthias Prawinski

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