The Icarus Line – Slave Vows
Ursprünglich 1997 begannen The Icarus Line ihren musikalischen Weg als Post-Hardcore Band im Schatten von At the Drive-In und Trail of Dead. Ihr Debut Mono von 2001 ging trotz guter Kritiken unter. 2003 nach unterschiedlichen Tourneen mit Bands wie A Perfect Circle und Primal Scream veröffentlichte die Band Penance Soiree, welches sich gänzlich vom Debut unterschied.
Beeinflusst von Acts wie Stooges oder The Birthday Party, deren Musik irgendwie besser zu ihnen und ihren Liveeskapaden passte, konzentrierte sich die Band auf einen Neuanfang mit diesem zynischen und bitterbösen Album.
Zehn Jahre später schließt Slave Vows genau dort an. Sänger Joe Cardamone kommt daher wie der junge Cave, respektlos, ohne Aussicht auf Besserung und mit dem Vermerk „No Money Music!!“. Der Opener Dark Circles markiert einen neuen Hoheitsanspruch, was die Intensität von Nihilismus und Boshaftigkeit angeht. Dark Circles beginnt mit einer Rückkopplung, sinistrem Krach und mantraartigem Geflüster und mündet erst nach 6 Minuten in bluesgetränkten Minimalismus, wie ihn The Stooges und The Doors nicht besser vertont hätten. Ein Übersong, der das restliche Album überstrahlt und den restlichen Songs fast ihre Intensität raubt. Aufgenommen wurde in Cardamones kleinem Studio in Hollywood.
Keine Overdubs und Tricks erzielen einen Effekt der Intensivierung von purer Rohheit, wie man sie lange nicht mehr gehört hat. Der nervöse Stakkatorhythmus von Don’t let me save your Soul (keine leeren Versprechungen!) entlädt sich nach 1:23 min. in einen Bad Seeds mäßigen Kracher mit 80er jahre Backing Shouts. Großartig. Marathon Man ist purer Misanthropenblues, der durch die bösartigen Gitarrenangriffe eine Zerrissenheit erfährt, der man nicht entkommen kann.
Cardamone schreit unaufhörlich seine Frustrationen heraus über das moderne Leben und seine Konsequenzen im Angesicht der Finanzkrise, über Charaktere, die mehr im Schatten der Reklamebeleuchtung leben und deren Überlebenskampf sich nicht aus Selbstverständlichkeit nährt. Wenn Laying down for the Man sich dem Ende nähert, sind die markerschütternden Schreie eher Todeskampf als Aufbegehren.
Rats Ass mit grandioser Hookline und Punk durch und durch zerstört sich am Ende selbst, bevor es ein anderer tut. Der Mut, solch ein Album zu produzieren, entsteht nur durch Lebenserfahrung. Die Energie, die diese Musik entfacht, hallt noch nach, wenn der letzte Ton verklungen ist und die Rückkopplungen im Kopf beginnen.
Eine fiese aber ehrliche Platte, vor allem aber eine gute und böse. No Money Music!!
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01 Dark Circles
02 Dont Let Me Save Your Soul
03 Marathon Man
04 Dead Body
05 No Money Music
06 City Job
07 Laying Down For The Man
08 Rats Ass
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