Title Fight – Hyperview (+NPR Stream)
Veränderung fühlt sich häufig merkwürdig an – oder klingt merkwürdig, um direkt auf die Materie der Musik zu sprechen zu kommen. Man weiß nicht, wie man mit dem Neuen umgehen soll, ob es einem gefällt oder man doch eher abgeneigt ist. Ob es vielleicht mit der Zeit angenehmer wird oder eigentlich nach dem ersten Ausprobieren nicht einmal eine zweite Chance verdient. Unabhängig von all diesen Fragen, bleibt meist ein Faktor konstant: Man vermisst das Alte, Verlorengegangene.
So oder so ähnlich verhält es sich auch mit dem neuen Album der US-Amerikanischen Überflieger Title Fight. Auf ihrem dritten Longplayer „Hyperview“ finden sich nur noch wenige Elemente, die an die Ursprünge der Band erinnern. Klar, die musikalisch höchst anspruchsvollen Melodien gab es auch auf den Vorgängern schon – aber Punk Rock? Fehlanzeige. Statt rotzigen, verzerrten Gitarren gibt es fast ausschließlich sanfte und cleane Sounds; statt frechen Shouts bekommen wir heute nur noch verträumten, teils sogar verschwommen im Hintergrund platzierten Gesang. Zur Halbzeit flammt kurz Hoffnung auf: „Rose of Sharon“ und „Trace Me Onto You“ kommen mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit und ordentlich Druck in den Riffs ziemlich nah an die letzte LP „Floral Green“.
Doch nur, weil es insgesamt nicht mehr „wie früher“ klingt, ist es natürlich nicht automatisch schlecht. Im Gegenteil: Die langsamen „Your Pain Is Mine Now“ und „Liar’s Love“ sind komplett dem Shoegaze zuzuordnen –alternativ ließen sie sich auch guten Gewissens direkt in die Kategorie Pop-Musik einordnen – und sind nichtsdestotrotz zwei der stärksten Songs der Platte. Kurz vor Ende der Platte wirkt „Dizzy“ zusammenfassend wie die Quintessenz des gesamten Albums: Immerhin im Mid-Tempo angesetzt, weiß er mit seinen trotzdem äußerst träumerischen Tonläufen selbstbewusst zu überzeugen.
Um wieder auf die Veränderung zu sprechen kommen: Spätestens mit der bis dato aktuellsten EP „Spring Songs“ war abzusehen, welchen Weg Title Fight einschlagen würden. Dass es so extrem ausfällt, wie es auf „Hyperview“ letztendlich klingt, scheint im ersten Moment ein wenig überraschend, aber es wäre fatal, sich an dieser Stelle davor zu verschließen. Den Sound der Vorgänger zu vermissen, ist absolut berechtigt, doch trotz aller Differenzen zu den ersten Werken überzeugt der neue Stil auf ganzer Ebene und jeder einzelne Song hat das Potenzial, zum Szene-Hit zu werden.
01 Murder your memory
02 Chlorine
03 Hypernight
04 Mrahc
05 Your pain is mine now
06 Rose of sharon
07 Trace me onto you
08 S love
09 Dizzy
10 New vision
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